Finetrading erklärt: Der praktische Wegweiser für Online-Händler 2025
Finetrading bietet Online-Händlern eine innovative Finanzierungslösung, die traditionelle Kreditwege neu definiert. Benötigen Sie flexible Kapitalquellen für Ihre Wareneinkäufe, ohne dabei Ihre Liquidität zu belasten? Genau hier setzt das Konzept des Finetradings an – ein Finanzierungsmodell, das insbesondere im E-Commerce zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Während klassische Bankkredite oft umfangreiche Sicherheiten erfordern, funktioniert Finetrading nach einem anderen Prinzip. Tatsächlich kombiniert es Elemente der Warenfinanzierung, Einkaufsfinanzierung und Liquiditätsfinanzierung in einem durchdachten Konzept. Besonders für die E-Commerce-Finanzierung bietet dieser Ansatz entscheidende Vorteile: Der Finetrader tritt als Zwischenhändler auf, kauft die Ware direkt beim Lieferanten und verkauft sie mit verlängerten Zahlungszielen an Sie weiter. Dadurch verbessern Sie nicht nur Ihre Einkaufskonditionen, sondern schonen auch Ihre Liquidität.
In diesem praktischen Wegweiser erfahren Sie, wie Finetrading funktioniert, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen und wie Online-Händler bereits heute davon profitieren. Darüber hinaus vergleichen wir diese Finanzierungsform mit alternativen Optionen und zeigen anhand konkreter Beispiele, wie Sie Finetrading optimal für Ihr Unternehmen einsetzen können.
Was ist Finetrading und wie funktioniert es?
Der Begriff Finetrading erobert zunehmend die Finanzierungslandschaft im deutschen Mittelstand. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Konzept und wie kann es Online-Händlern bei ihrer Geschäftsentwicklung helfen?
Definition und Herkunft des Begriffs
Finetrading ist ein Neologismus, der sich aus den englischen Begriffen "Finance" (Finanzierung) und "Trading" (Handel) zusammensetzt. In der deutschen Wirtschaftssprache steht er für eine Form der Einkaufsfinanzierung oder Wareneinkaufsfinanzierung. Dabei handelt es sich um ein bankenunabhängiges Kreditsubstitut für den Wareneinkauf bei Unternehmen [1].
Die Wortneuschöpfung entstand vor einigen Jahren, um bankenunabhängige von bankgestützten Einkaufsfinanzierungen zu unterscheiden [2]. Im Kern bezeichnet Finetrading eine Dienstleistung, die Unternehmen ein professionelles Outsourcing ihres Einkaufs ermöglicht und dabei sowohl die Händler- als auch die Finanziererrolle übernimmt [1]. Besonders bemerkenswert: Während klassische Finanzierungsformen meist Banken einbeziehen, agiert Finetrading komplett ohne Beteiligung von Kreditinstituten [1].
In der Betriebswirtschaftslehre wird Finetrading als eine Finanzierung im Streckengeschäft des Warenhandels definiert, die vorwiegend für die Finanzierung von kurzfristig bilanziell aktivierten Vermögensgegenständen (Umlaufvermögen) wie Waren, Rohstoffe oder Halbfabrikate genutzt wird [1].
Ablauf eines typischen Finetrading-Geschäfts
Der Finetrading-Prozess folgt einem strukturierten Ablauf, der je nach Anbieter leicht variieren kann, aber typischerweise sechs Schritte umfasst:
- Der Käufer verhandelt mit seinem Lieferanten die Konditionen und bestellt die Waren nach Absprache mit dem Finetrader [1].
- Der Lieferant liefert die bestellte Ware direkt an den Käufer [3].
- Der Lieferant stellt dem Finetrader eine Rechnung aus [1].
- Der Finetrader bezahlt die Rechnung innerhalb des vereinbarten Zeitraums, oft sofort unter Abzug von Skonto [4].
- Der Finetrader stellt dem Käufer eine Rechnung mit einem verlängerten Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen aus [1].
- Der Abnehmer begleicht die Rechnung flexibel innerhalb dieser Frist [1].
Vor dem eigentlichen Prozess schließen Käufer und Finetrader zunächst einen Rahmenvertrag ab. Anschließend führt der Finetrader eine Bonitätsprüfung durch und schließt meist auf eigene Kosten eine Warenkreditversicherung ab [3]. Nach erfolgreicher Prüfung kann der Käufer den Finetrading-Prozess starten und den bereitgestellten Finanzierungsrahmen, je nach Vereinbarung, mehrmals innerhalb eines bestimmten Zeitraums nutzen [5].
Unterschied zu klassischen Krediten
Im Gegensatz zu klassischen Bankkrediten handelt es sich beim Finetrading nicht um ein Darlehen im herkömmlichen Sinne, sondern um ein reines Handelsgeschäft mit drei beteiligten Parteien: Finetrader, Lieferant und Abnehmer [6]. Der grundlegende Unterschied: Beim Finetrading entsteht formal keine Kreditverbindlichkeit, sondern eine Lieferantenverbindlichkeit [4].
Während bei einem Bankkredit üblicherweise dingliche Sicherheiten gefordert werden, basiert das Finetrading-Modell hauptsächlich auf der Bonität des Käufers und der Werthaltigkeit der finanzierten Waren [7]. Diese fungieren bis zur vollständigen Bezahlung als Sicherheit für den Finetrader [8].
Ein weiterer Vorteil gegenüber traditionellen Krediten: Finetrading verbessert den Verschuldungsgrad und damit wichtige Kennzahlen für das Rating eines Unternehmens [4]. Für mittelständische Unternehmen ist dies besonders wertvoll, da ein verbessertes Rating zukünftig die Kosten für klassische Kreditfinanzierungen senken kann [4].
Zudem bietet Finetrading mehr Flexibilität als klassische Finanzierungsformen. Jeder Vertrag kann individuell ausgehandelt werden, wodurch besonders Kleinunternehmen schwer kalkulierbare Kostenfallen vermeiden können, die bei Rahmenverträgen wie beim Factoring oft entstehen [6].
Vorteile von Finetrading für Online-Händler
Für Online-Händler ist Finetrading weit mehr als nur ein alternativer Finanzierungsweg. Diese innovative Methode bietet zahlreiche handfeste Vorteile, die insbesondere im schnelllebigen E-Commerce-Bereich entscheidende Wettbewerbsvorteile schaffen können.
Verbesserung der Liquidität
Die sofortige Verfügbarkeit von Liquidität zählt zu den Hauptvorteilen des Finetradings. Online-Händler können damit ihre Waren einkaufen, ohne eigenes Kapital bereitstellen zu müssen. Der Finetrader bezahlt die Lieferantenrechnung umgehend, während der Händler seine Liquidität schont. Dadurch können Unternehmen schneller auf Marktanforderungen und Kundenaufträge reagieren, ohne finanziell eingeschränkt zu sein.
Besonders wertvoll ist dieser Aspekt bei saisonalem Geschäft. Unternehmen können frühzeitig größere Mengen für Spitzenzeiten ordern, ohne ihre liquiden Mittel zu stark zu belasten. Darüber hinaus können Online-Händler mit der gewonnenen Liquidität wichtige Investitionen in Bereiche wie Produktentwicklung oder Lagerflächenerweiterung tätigen.
Die Entlastung der Kreditlinien bei Banken stellt einen weiteren Pluspunkt dar. Händler können zusätzliche Finanzierungslinien generieren, ohne weitere Sicherheiten erbringen zu müssen. Dies führt zu einer verbesserten Bonität und einem optimierten Rating.
Skonto-Nutzung und bessere Einkaufskonditionen
Durch die sofortige Bezahlung der Lieferanten ergeben sich für Online-Händler deutlich verbesserte Verhandlungspositionen. Als verlässliche Schnellzahler können sie künftig von:
- attraktiven Skontoerträgen profitieren
- günstigeren Einkaufspreisen durch Mengenrabatte verhandeln
- langfristig bessere Lieferantenbeziehungen aufbauen
Besonders bemerkenswert: Bei einer 3%igen Skontonutzung und einer dreimonatigen Rückzahlungsfrist kann der Service mancher Finetrading-Anbieter sogar kostenneutral sein. In vielen Fällen amortisieren die ausgehandelten Skonti und Rabatte die Kosten für den Finetrader vollständig.
Keine dinglichen Sicherheiten notwendig
Im Gegensatz zu klassischen Bankfinanzierungen verzichtet Finetrading auf die Stellung dinglicher Sicherheiten. Während Banken üblicherweise Vermögenswerte als Kreditsicherheit fordern, basiert das Finetrading-Modell hauptsächlich auf der Bonität des Käufers und der Werthaltigkeit der finanzierten Waren.
Für Online-Händler bedeutet dies, dass ihr Unternehmensvermögen nicht weiter belastet wird. Dies ist für die Bilanz und die Kreditwürdigkeit des Unternehmens vorteilhaft. Kleinere und mittlere E-Commerce-Unternehmen, die möglicherweise nicht über ausreichende Sicherheiten für traditionelle Kreditlinien verfügen, können dennoch von dieser Finanzierungsform profitieren.
Ein weiterer Pluspunkt: Da keine persönlichen Bürgschaften benötigt werden, minimiert Finetrading das persönliche Risiko für die Eigentümer oder Geschäftsführer des Unternehmens.
Flexibilität bei Zahlungszielen
Die Flexibilität bei Zahlungszielen zählt zu den herausragenden Merkmalen des Finetradings. Online-Händler erhalten typischerweise ein verlängertes Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen. Manche Finetrader bieten sogar Zahlungsziele von bis zu 180 Tagen an. Bei Investitionsgütern sind Zahlungsziele bis zu 12 Monaten möglich.
Diese zeitliche Flexibilität ermöglicht es Händlern, ihre Zahlungsausgänge besser zu planen und mit den erwarteten Einnahmen zu synchronisieren. Folglich können sie Einnahmen aus ihren Verkäufen generieren, bevor die Zahlungen für die Waren fällig werden.
Zudem steht die eingeräumte Finanzierungslinie revolvierend zur Verfügung. Sobald ein Unternehmen eine Rechnung an den Einkaufsfinanzierer bezahlt hat, wird dieser Betrag wieder für neue Waren- und Materialeinkäufe freigegeben. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Flexibilität bei der Warenbeschaffung.
Für wen eignet sich Finetrading?
Nicht jedes Unternehmen profitiert gleichermaßen von den Möglichkeiten des Finetradings. Dennoch eignet sich diese Finanzierungsform für eine erstaunlich breite Palette von Unternehmenstypen. Besonders drei Gruppen können durch Finetrading erhebliche Vorteile erzielen.
Start-ups und junge Unternehmen
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Finetrading nur für etablierte Unternehmen zugänglich ist, öffnen viele Anbieter ihre Türen auch für Start-ups. Tatsächlich prüfen einige Finetrader die Bereitstellung einer angemessenen Einkaufslinie bereits für Existenzgründer, die eine mindestens 3-monatige Umsatzhistorie nachweisen können. Andere Anbieter setzen eine 12-monatige Geschäftstätigkeit voraus.
Für schnell wachsende junge Unternehmen bietet Finetrading eine wertvolle Lösung, wenn die Nachfrage plötzlich steigt und die verfügbaren Mittel nicht ausreichen, um alle Kunden zeitnah mit Produkten zu versorgen. Neben dem ersten Zahlenwerk legen Finetrader bei Start-ups besonderen Wert auf einen durchdachten Geschäftsplan.
Ein weiterer Vorteil: Anders als bei traditionellen Finanzierungsoptionen haben viele Finetrader keine strengen Anforderungen hinsichtlich des Jahresumsatzes. Dadurch können auch kleinere Start-ups ein angemessenes Budget für ihre Einkäufe erhalten.
KMU mit saisonalem Geschäft
Kleine und mittlere Unternehmen mit saisonalen Schwankungen profitieren außerordentlich vom Finetrading. Diese Finanzierungsform hilft dabei, saisonal bedingte Spitzenabsatzzeiten zu überbrücken und ermöglicht die rechtzeitige Bevorratung.
Ein anschauliches Beispiel aus der Praxis: Ein Online-Händler für Weihnachtsbäume konnte während der Pandemie sein Angebot nicht der enormen Nachfrage anpassen. Nach eigener Aussage hätte er die zehnfache Menge verkaufen können, wenn die Finanzierung des Einkaufs und der Lagerung frühzeitig gesichert gewesen wäre.
Durch das verlängerte Zahlungsziel können Unternehmen mit saisonalem Geschäft ihre Waren rechtzeitig beschaffen und sich optimal auf Nachfragespitzen vorbereiten. Dies ist besonders wertvoll in Branchen wie Mode, Spielwaren oder Freizeitartikeln, wo der Jahresumsatz oft stark von bestimmten Verkaufsperioden abhängt.
Import- und Handelsunternehmen
Finetrading wurde ursprünglich für Handelsunternehmen konzipiert und eignet sich daher hervorragend für:
- E-Commerce-Unternehmen (B2B, B2C, D2C)
- Großhandel und stationären Handel
- Industriebetriebe mit regelmäßigem Wareneinkauf
Besonders Importeure stehen häufig vor Herausforderungen bei der Finanzierung. Durch lange Lieferketten und Vorlaufzeiten beim Import (beispielsweise aus China) entstehen finanzielle Engpässe, die durch Finetrading elegant überbrückt werden können. Online-Händler, die physische Waren über internationale Lieferketten beziehen, profitieren zudem von der Möglichkeit, als Sofortzahler bessere Konditionen auszuhandeln.
Voraussetzungen für die Nutzung
Wer Finetrading nutzen möchte, muss einige grundlegende Voraussetzungen erfüllen:
- Der Firmensitz muss sich in Deutschland befinden
- Es handelt sich um ein gewerbliches Unternehmen (Kapitalgesellschaften wie UG, GmbH, AG oder Personengesellschaften wie GbR, Einzelunternehmen)
- Die finanzierten Produkte müssen physische Waren sein
- Eine Umsatzhistorie von mindestens 3-12 Monaten (je nach Anbieter)
- Eine solide wirtschaftliche Basis, um spätere Zahlungen leisten zu können
Die Höhe der verfügbaren Einkaufslinie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Umsatzgröße, Kapitalstruktur und die bisherige Zusammenarbeit mit dem Finetrader. Sie kann bis zu einem halben oder ganzen Monatsumsatz entsprechen. Einige Anbieter setzen das Mindestvolumen bei 100.000 € an, während andere Finetrader mittlerweile auch kleinere Beträge ab 2.500 € finanzieren.
Praxisbeispiel: So nutzen Händler Finetrading erfolgreich
In der Geschäftspraxis zeigt sich die wahre Stärke von Finetrading. Anhand konkreter Beispiele lässt sich nachvollziehen, wie Unternehmen dieses Finanzierungsinstrument gewinnbringend einsetzen können.
Fallstudie: Fahrrad-Accessoires von Liix
Betrachten wir ein typisches Beispiel aus der Praxis: Das Modehaus Y bestellte eine neue Sommerkollektion im Wert von 100.000 Euro. Durch die Einschaltung eines Finetraders konnte das Unternehmen einen Skonto von zwei Prozent aushandeln, wodurch der Warenwert auf 98.000 Euro sank. Der Finetrader gewährte dem Modehaus ein Zahlungsziel von 120 Tagen. Tatsächlich beglich das Unternehmen die Summe bereits nach zwei Monaten und zahlte dabei eine vorab vereinbarte Stundungsgebühr von 0,5 Prozent für den ersten Monat und 1,5 Prozent für den zweiten Monat – insgesamt 99.960 Euro [5]. Somit sparte das Modehaus trotz der Gebühren 40 Euro im Vergleich zum regulären Kaufpreis.
Ähnliche Beispiele finden sich in verschiedenen Branchen: beim Kauf von Rohstoffen, beim Vorhalten eines Ersatzteillagers oder bei der Finanzierung von Importgeschäften [9]. Dabei sind Projekte bereits ab einem Einkaufsvolumen von 10.000 Euro möglich [9], manche Anbieter finanzieren sogar ab 2.500 Euro.
Finetrading im E-Commerce
Besonders im E-Commerce erweist sich Finetrading als wertvolles Instrument. Ein beeindruckendes Beispiel liefert ein Online-Händler für Weihnachtsbäume. Während der Pandemie waren seine Produkte schnell ausverkauft. Nach eigener Aussage hätte er die zehnfache Menge verkaufen können, wenn sein Einkauf und seine Lagerung entsprechend geplant gewesen wären [10].
In der dynamischen Welt des Online-Handels spielt Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Während traditionelle Banken oft Monate für die Prüfung eines Finanzierungsantrags benötigen, bieten spezialisierte Finetrader wie aifinyo eine Lösung innerhalb von 48 Stunden [10]. Der Prozess ist dabei bemerkenswert schlank:
- Bonitätsauskunft
- Betriebswirtschaftliche Auswertung des vergangenen Jahres
- Ausgefüllter Antrag
Darüber hinaus sind die Gebühren für Finetrading oft individuell verhandelbar und liegen häufig im Skontobereich [11]. Die genaue Höhe hängt vom Einkaufsvolumen, der Bonität des Unternehmens und der Laufzeit der Rückzahlung ab [11].
Eindrucksvoll ist auch das Wachstumspotenzial: Einige E-Commerce-Unternehmen konnten durch die flexible Finanzierung ihren Umsatz von zwei Millionen Euro im Jahr 2019 auf 20 Millionen Euro im Jahr 2020 steigern [10].
Kombination mit Factoring
Eine besonders effektive Strategie ist die Kombination von Finetrading mit Factoring. Dies zeigt das Beispiel der Marlino GmbH, die unter ihren Eigenmarken Wunderfell und Silk Sisters Mode produziert [12]. Das Unternehmen nutzt Finetrading für den Einkauf der notwendigen Waren, während Factoring auf der Verkaufsseite zum Einsatz kommt.
Konkret sieht der Prozess so aus: Marlino kauft mittels Finetrading Waren ein, die aifinyo vorfinanziert. Nach Produktion und Auslieferung der Waren an die Kunden verkauft Marlino ihre Rechnungen an aifinyo (Factoring). Mit einem Teil des sofort ausgezahlten Rechnungsbetrags wird das Finetrading zurückgeführt [12].
Dieser Finanzierungsmix ist äußerst effizient, da er bei jedem Produktionsschritt für optimale Liquidität sorgt. Das Unternehmen muss zu keinem Zeitpunkt eigenes Kapital einsetzen [1]. Folglich minimiert es sein finanzielles Risiko, überträgt die finanzielle Last auf den Finanzierer und sichert sich durchgehend optimale Liquidität. Die dadurch frei werdenden Ressourcen kann das Unternehmen für weiteres Wachstum nutzen [1].
Die Kombination beider Finanzierungsinstrumente eignet sich besonders für Unternehmen in der Textil- und Modebranche, aber auch für andere produzierende und handelnde Betriebe. Durch das ineinandergreifende System werden potenzielle Liquiditätsengpässe elegant umgangen [12].
Finetrading im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen
Die Finanzierungslandschaft bietet verschiedene Alternativen, die je nach Unternehmensphase und Liquiditätsbedarf unterschiedliche Vorteile aufweisen. Betrachten wir zunächst, wie sich Finetrading von klassischen Finanzierungsformen unterscheidet.
Finetrading vs. Bankkredit
Während Bankkredite durch die Basel-Reformen für kleine und mittelständische Unternehmen zunehmend schwerer zugänglich werden, bietet Finetrading eine bankenunabhängige Alternative. Im Gegensatz zum Bankkredit stellt Finetrading formal keine Kreditverbindlichkeit dar, sondern funktioniert als reines Handelsgeschäft zwischen drei Parteien. Dies wirkt sich positiv auf wichtige Bilanzkennzahlen aus und verbessert das Rating des Unternehmens.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Beim Finetrading sind keine dinglichen Sicherheiten erforderlich. Die Besicherung erfolgt meist über einen Warenkreditversicherer, wodurch Unternehmensvermögen unangetastet bleibt. Zudem überzeugt Finetrading durch kurze Vorlaufzeiten von nur zwei bis vier Wochen, während Banken für Kreditentscheidungen häufig Monate benötigen.
Finetrading vs. Factoring
Obwohl beide Instrumente die Liquidität verbessern, greifen sie an unterschiedlichen Punkten des Wirtschaftszyklus ein. Finetrading setzt früher an – bereits vor der Rechnungsstellung – indem es den Wareneinkauf vorfinanziert. Factoring hingegen kommt erst nach Abschluss des Handelsgeschäfts zum Einsatz, wenn Forderungen aus Lieferungen und Leistungen verkauft werden.
Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine offenen Forderungen an einen Factor, der diese innerhalb von 24 Stunden bezahlt und anschließend das Ausfallrisiko trägt. Dadurch können Unternehmen ihren Kunden längere Zahlungsziele einräumen. Beim Finetrading profitieren Händler hingegen selbst von verlängerten Zahlungszielen von bis zu 180 Tagen.
Ein struktureller Unterschied: Während beim Factoring ganze Forderungspakete verschiedener Debitoren veräußert werden, finanziert Finetrading immer einzelne Geschäftsvorgänge und ermöglicht individuelle Vertragsgestaltungen.
Wann welche Methode sinnvoll ist
Finetrading eignet sich besonders für Unternehmen, die Rohstoffe und Waren vorab einkaufen müssen und dem Umlaufvermögen zuordnen. Ideal ist es für kurzfristige Liquiditätsengpässe und saisonale Spitzen mit Finanzierungszeiträumen bis zu sechs Monaten.
Factoring hingegen empfiehlt sich für Unternehmen, die ihre Kunden mit langen Zahlungszielen unterstützen möchten, ohne selbst in Liquiditätsengpässe zu geraten. Zudem bietet es Schutz vor Forderungsausfällen.
Für längerfristige Finanzierungsbedarfe über sechs Monate ist allerdings ein klassischer Bankkredit oft die kostengünstigere Lösung, da bei Finetrading die Gebühren nach Überschreitung des üblichen Zahlungsziels von 120 Tagen deutlich ansteigen können.
Besonders effizient: Die Kombination beider Instrumente. Durch parallelen Einsatz von Finetrading (Einkaufsseite) und Factoring (Verkaufsseite) können Unternehmen ihren kompletten Cash-Lifecycle optimieren.
Fazit
Fazit: Finetrading als strategischer Baustein für E-Commerce-Wachstum
Finetrading etabliert sich zweifellos als wertvolle Finanzierungsoption für zukunftsorientierte Online-Händler. Diese Finanzierungsform überbrückt elegant die Lücke zwischen traditionellen Bankkrediten und alternativen Finanzierungslösungen, ohne dabei die Bilanz mit klassischen Kreditverbindlichkeiten zu belasten.
Besonders hervorzuheben sind die greifbaren Vorteile für E-Commerce-Unternehmen: verbesserte Liquidität, attraktive Skontoerträge, fehlende Notwendigkeit dinglicher Sicherheiten sowie flexible Zahlungsziele von bis zu 120 Tagen. Diese Kombination macht Finetrading zu einem schlagkräftigen Werkzeug für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.
Obwohl Finetrading ursprünglich für etablierte Handelsunternehmen konzipiert wurde, profitieren heute auch Start-ups, saisonabhängige Geschäfte und Importeure erheblich von diesem Modell. Tatsächlich zeigen die vorgestellten Praxisbeispiele eindrucksvoll, wie Unternehmen durch strategischen Einsatz des Finetradings ihre Umsätze vervielfachen konnten.
Dennoch gilt: Finetrading ersetzt nicht alle anderen Finanzierungsformen. Stattdessen entfaltet es seine maximale Wirkung oft in Kombination mit anderen Instrumenten wie Factoring. Während Finetrading die Einkaufsseite optimiert, stärkt Factoring die Verkaufsseite – zusammen bilden sie ein leistungsstarkes Duo zur Optimierung des gesamten Cash-Lifecycles.
Abschließend lässt sich festhalten: Finetrading stellt für Online-Händler keine Universallösung dar, sondern vielmehr ein strategisches Finanzierungsinstrument, das bei richtiger Anwendung beachtliche Wettbewerbsvorteile schaffen kann. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Liquidität und Flexibilität im E-Commerce wird die Relevanz dieser Finanzierungsform in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen.
Referenzen
[1] – https://blog.minubo.com/de/ecommerce-insights/finetrading-vs-factoring-welches-finanzierungsmodell-ist-dein-erfolgrezept-1
[2] – https://www.fuer-gruender.de/kapital/fremdkapital/einkaufsfinanzierung/
[3] – https://www.findfinance.de/wissen/finetrading-368.html
[4] – https://www.fyb.de/3-fragen-an/wann-eignet-sich-finetrading-als-alternative-finanzierung/
[5] – https://www.focus.de/finanzen/experts/joachim_haedke/finetrading-so-funktioniert-diese-finanzierungsform_id_9628189.html
[6] – https://www.creditreform.de/nuernberg/aktuelles-wissen/pressemeldungen-fachbeitraege/news-details/show/die-vor-und-nachteile-von-factoring-und-finetrading
[7] – https://finetrading-fgm.de/
[8] – https://www.tradingtwins.com/de/firmenkredit/einkaufsfinanzierung
[9] – https://fincompare.de/finanzmagazin/finetrading-wareneinkaufsfinanzierung-als-alternative
[10] – https://www.e-commerce-magazin.de/finetrading-fuer-onlinehaendler-kurzfristige-warenfinanzierung-in-48-stunden-a-12b09d7771fb1b9039987c83ceaa4f92/
[11] – https://www.businessinsider.de/sponsored/finetrading-ecommerce-6163040388/
[12] – https://www.aifinyo.de/blog/factoring-und-finetrading-erfolreich-wachsen-mit-mit-kluger-finanzierungs-kombination/



