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So meistern Sie Cross-Border E-Commerce: Praxis-Guide für Händler

Der internationale Online-Handel bietet enorme Chancen – doch wer im Cross-Border E-Commerce erfolgreich sein will, muss rechtliche, logistische und kulturelle Hürden meistern. Dieser Praxis-Guide zeigt, wie Händler Schritt für Schritt global expandieren können.

Braune Kartonverpackung mit Pfeil nach oben und Flaggen von Deutschland, USA und Großbritannien.

So meistern Sie Cross-Border E-Commerce: Praxis-Guide für Händler

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Wussten Sie, dass der globale E-Commerce-Markt bis 2027 voraussichtlich die 8-Billionen-Dollar-Marke überschreiten wird?

Tatsächlich bietet cross-border e-commerce deutschen Online-Händlern enorme Wachstumschancen. Allerdings stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, den internationalen Verkauf erfolgreich zu gestalten. Dabei sind es nicht nur sprachliche und kulturelle Barrieren, die überwunden werden müssen – auch rechtliche, logistische und steuerliche Aspekte spielen eine entscheidende Rolle.

Deshalb haben wir diesen praktischen Leitfaden entwickelt, der Ihnen Schritt für Schritt zeigt, wie Sie Ihr E-Commerce-Geschäft erfolgreich über Landesgrenzen hinweg ausbauen können. Von der Marktanalyse bis zum internationalen Kundenservice – wir behandeln alle wichtigen Aspekte, die Sie für Ihre erfolgreiche grenzüberschreitende E-Commerce-Strategie benötigen.

Grundlagen des Cross-Border E-Commerce

Der grenzüberschreitende E-Commerce hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Immer mehr Unternehmen erkennen das enorme Potenzial, das der Verkauf über Landesgrenzen hinweg bietet. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und welche Chancen ergeben sich daraus?

Definition und Unterschiede zum nationalen Handel

Cross-Border E-Commerce bezeichnet den internationalen Online-Handel, also den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen über das Internet in andere Länder [1]. Im Gegensatz zum nationalen Handel, bei dem Unternehmen ausschließlich auf ihren Heimatmarkt fokussiert sind, ist der grenzüberschreitende Handel deutlich komplexer und erfordert Anpassungen an unterschiedliche Rahmenbedingungen [2].

Die Entwicklung des Cross-Border E-Commerce wurde maßgeblich durch die Globalisierung und Digitalisierung geprägt [1]. Dabei haben verschiedene Faktoren den internationalen Online-Handel begünstigt:

  • Zunehmende wirtschaftliche Vernetzung
  • Abbau von Handelshemmnissen
  • Freihandelsabkommen und Zollvereinbarungen
  • Vertrautheit der Verbraucher mit internationalen Marken

Zudem hat der technologische Fortschritt E-Commerce-Plattformen global zugänglich gemacht [1]. Innerhalb der EU wird der grenzüberschreitende Handel durch einheitliche Regelungen gefördert – beispielsweise gilt seit 2021 eine EU-weite Lieferschwelle von maximal 10.000 € netto pro Kalenderjahr [1].

Aktuelle Markttrends und Wachstumspotenziale

Die Zahlen sprechen für sich: Der weltweite B2C-Online-Handel hatte 2022 bereits ein beeindruckendes Volumen von 800 Milliarden $ [1]. Laut Schätzungen soll dieser Wert bis 2030 auf 5,1 Billionen $ ansteigen [1]. Besonders bemerkenswert ist dabei das prognostizierte Wachstumstempo – Cross-Border-Verkäufe sollen bis 2030 doppelt so schnell wachsen wie der gesamte E-Commerce-Sektor [3].

In Europa zeigt sich ein ähnlich positiver Trend. Im Jahr 2022 erreichte der grenzüberschreitende E-Commerce in Europa einen Umsatz von 179,4 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 4,8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht [1]. In Westeuropa und Skandinavien wurden 2023 rund 237 Milliarden € umgesetzt – ein Plus von 12 % im Vergleich zum Vorjahr trotz angespannter wirtschaftlicher Lage [1].

Deutschland nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein:

  • Deutschland gilt als eine der treibenden Kräfte mit den europaweit höchsten Umsätzen [1]
  • 2024 wurde mit 88,3 Milliarden € ein neuer Umsatzrekord im deutschen E-Commerce aufgestellt [1]
  • Der Cross-Border-E-Commerce-Umsatz in Deutschland betrug 2023 etwa 34 Milliarden Euro [3]

Darüber hinaus kaufen mittlerweile 32 % der Konsumenten in der EU bei Verkäufern in anderen EU-Mitgliedsstaaten [3], was das wachsende Vertrauen in den grenzüberschreitenden Handel unterstreicht.

Vorteile für Online-Händler

Durch ein eigenes Cross-Border-Geschäft können deutsche Unternehmen von diesem wachsenden Markt erheblich profitieren [1]. Die wichtigsten Vorteile im Überblick:

Erweiterung des Kundenpotenzials: Online-Händler können ihre Zielgruppe deutlich erweitern und neue Kundinnen und Kunden gewinnen [1]. Besonders vorteilhaft ist dies, wenn der Heimatmarkt gesättigt ist oder die Produkte in internationalen Märkten stark nachgefragt werden [4].

Risikominimierung durch Diversifikation: Wirtschaftliche Schwankungen in einem Markt können durch stabile Einnahmen in anderen Märkten ausgeglichen werden [1]. Diese Streuung schützt vor marktbezogenen Herausforderungen in einzelnen Regionen [4].

Wettbewerbsvorteile: Das Siegel „Made in Germany“ ist international nach wie vor hoch angesehen und verschafft deutschen Anbietern einen Vorteil [1]. Zudem können Händler durch frühen Markteintritt Markenbekanntheit aufbauen, bevor Wettbewerber nachziehen [4].

Operationale Vorteile: Der Online-Handel ist für einen internationalen Markteintritt besonders geeignet, da digitale Vertriebswege vergleichsweise geringe Investitionen erfordern [1]. Neue Märkte können schrittweise getestet werden, bevor das Geschäft sukzessive ausgebaut wird [1].

Verlängerung des Produktlebenszyklus: Produkte, die im Heimatmarkt das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, können in anderen Märkten noch gefragt sein [4].

Saisonale Ausgleiche: E-Commerce-Unternehmen können von unterschiedlichen Klimazonen und Feiertagen profitieren, indem sie weltweit verkaufen und so Saisonalität ausgleichen [4].

Die strategische Erschließung internationaler Märkte ist allerdings kein Selbstläufer. Laut einer bundesweiten Unternehmensbefragung verkaufen nur 51 % der befragten Unternehmen aktiv grenzüberschreitend, weitere 23 % nehmen immerhin Aufträge aus dem Ausland entgegen [5]. Besonders kleine Unternehmen und der Einzelhandel (jeweils 39 %) nutzen das Potenzial des internationalen Online-Handels noch nicht vollständig aus [5].

Strategische Auswahl der Zielmärkte

Die Entscheidung, in welchen Ländern Sie Ihre Produkte anbieten sollten, ist für den Erfolg Ihres Cross-Border E-Commerce entscheidend. Eine fundierte Auswahlstrategie minimiert Risiken und maximiert Ihre Gewinnchancen im internationalen Geschäft.

Marktanalyse und Potenzialermittlung

Bevor Sie in neue Märkte expandieren, ist eine umfassende Analyse unerlässlich. Die Potenzialermittlung bildet das Fundament der Internationalisierungsstrategie [6]. Untersuchen Sie zunächst, ob überhaupt eine Nachfrage nach Ihren Produkten im Zielmarkt besteht [2]. Betrachten Sie dabei folgende Faktoren:

  • Marktgröße und Wachstumsprognose
  • Internetdurchdringung und Digitalisierungsgrad
  • Konsumverhalten der Zielgruppe
  • Konkurrenz und Wettbewerbssituation [2]

Die Marktreife ist ebenfalls ein wichtiger Indikator. In etablierten Märkten wächst das Geschäft hauptsächlich durch erhöhte Kauffrequenz und höhere Ausgaben bestehender Kunden, während die Anzahl neuer E-Commerce-Konsumenten geringer ausfällt [2].

Bemerkenswert ist, dass viele aufstrebende Märkte ihre Infrastruktur verbessern und gleichzeitig deren Kaufkraft zunimmt [7]. Für Online-Händler kann es außerdem strategisch klug sein, Produkte zu identifizieren, die auf ihrem Heimatmarkt weniger gefragt sind, aber in Auslandsmärkten großes Potenzial haben [7].

Kulturelle und sprachliche Faktoren

Kulturelle Unterschiede beeinflussen maßgeblich das Kaufverhalten. Daher sollten Sie das Einkaufsverhalten ausländischer Konsumenten intensiv studieren [7]. Zwischen den Ländern variieren nicht nur Sprache und Vorlieben, sondern auch die Denkweisen:

Deutsche Verkäufer sind beispielsweise sehr detail- und sachorientiert und legen Wert auf rechtliche Aspekte und AGBs, während britische Händler offener agieren und sich im Online-Geschäft sicherer fühlen [8]. Diese kulturellen Nuancen beeinflussen sowohl die Kommunikation als auch die Produktpräsentation.

Die sprachliche Anpassung geht weit über die reine Übersetzung hinaus. Selbst bei vermeintlich gleicher Sprache können Begriffe variieren – in der Schweiz sucht man beispielsweise nicht nach einem Fahrrad, sondern einem Velo [6]. Natürlich sollten Sie professionelle Übersetzungsdienste nutzen, um die korrekte Kommunikation sicherzustellen [9].

Kaufkraft und Wettbewerbsanalyse

Kaufkraftdaten bilden das Konsumpotenzial einer Region ab und liefern detaillierte Erkenntnisse über Einkommen, Wohlstand und Konsumbereitschaft [5]. Diese Daten sind sowohl im stationären als auch im Online-Handel eine wichtige Grundlage für gezielte Marketingmaßnahmen [5].

Analysieren Sie daher folgende Kaufkraftfaktoren:

  • Allgemeine Kaufkraft (verfügbares Nettoeinkommen)
  • Einzelhandelsrelevante Kaufkraft
  • Online-Kaufkraft nach Produktgruppen [5]

Allerdings sollten Sie bedenken, dass die allgemeine Kaufkraft nicht immer die optimale Planungsgrundlage darstellt, da Konsumausgaben je nach Lebensphase, regionalen Gewohnheiten und Lebenshaltungskosten variieren [10].

Die Wettbewerbsanalyse ist ebenso wichtig. Untersuchen Sie die Preisstrategien und Positionierung der Konkurrenz, die je nach lokaler Wirtschaft und Verbrauchererwartungen unterschiedlich sein können [9]. Wenn Sie Ihre Konkurrenz genau kennen, können Sie passende Differenzierungsstrategien entwickeln [11].

Priorisierung und Eintrittsplanung

Nach der Analyse müssen Sie entscheiden, welche Märkte priorisiert werden sollten. Laut einer Studie gilt Österreich mit rund 64% als eines der beliebtesten Länder für deutsche Händler, die international expandieren möchten [6]. Dies basiert hauptsächlich darauf, dass 44% der Befragten das Nachbarland als am umsatzstärksten einschätzen [6]. Auch die Schweiz, Frankreich und die Niederlande stehen hoch im Kurs.

Für den Markteintritt stehen verschiedene Strategien zur Verfügung:

  • Neuprodukt-Einführungsstrategie
  • Aufkäuferstrategie (Akquisitionen)
  • Partnerschaftsstrategie (Joint Ventures, strategische Allianzen) [12]

Entscheiden Sie außerdem, ob Sie als Pionier oder als Folger in den Markt eintreten möchten [12]. Das Timing ist hierbei eine strategische Variable, die sorgfältig geplant werden muss, um den optimalen Zeitpunkt zu treffen [12].

Ein kluger Ansatz ist, zunächst mit Märkten zu beginnen, die Ihrem Heimatmarkt ähnlich sind, bevor Sie komplexere Märkte erschließen [13]. Dadurch können Sie wertvolle Erfahrungen sammeln und Risiken minimieren, während Sie Ihr internationales Geschäft aufbauen.

Rechtliche und steuerliche Anforderungen

Beim grenzüberschreitenden Online-Handel müssen Sie neben kulturellen Unterschieden und Marktpotenzialen vor allem steuerliche und zollrechtliche Aspekte beachten. Die Nicht-Einhaltung dieser Vorschriften kann zu erheblichen Kosten und Verzögerungen führen.

Mehrwertsteuer-Regelungen verstehen

Die EU-Mehrwertsteuerreform vom 1. Juli 2021 hat grundlegende Änderungen für den Cross-Border E-Commerce gebracht. Besonders wichtig ist die Einführung einer EU-weiten Lieferschwelle von 10.000 Euro für B2C-Verkäufe innerhalb der EU [14]. Unterhalb dieses Betrags können Sie die Mehrwertsteuer in Ihrem Heimatland abrechnen, darüber gelten die Steuersätze des Bestimmungslandes.

Allerdings wurde die frühere Freigrenze von 22 Euro für Kleinsendungen aus Nicht-EU-Ländern vollständig abgeschafft [3]. Seit Juli 2021 fällt für jede kommerzielle Warensendung aus Drittländern ab dem ersten Euro Einfuhrumsatzsteuer an [15]. Darüber hinaus variieren die Mehrwertsteuersätze erheblich – in Deutschland gelten 7% oder 19%, während andere EU-Länder abweichende Sätze haben.

Zollbestimmungen und Einfuhrvorschriften

Grundsätzlich müssen alle Waren, die aus einem Nicht-EU-Staat eingeführt werden, durch den Zoll abgefertigt werden [16]. Die anfallenden Kosten hängen dabei vom Warenwert und der Produktart ab:

  • Bei Warensendungen mit einem Sachwert bis 150 Euro fallen keine Zollgebühren an, jedoch Einfuhrumsatzsteuer [17]
  • Ab einem Wert von 150 Euro werden sowohl Zoll als auch Einfuhrumsatzsteuer fällig [3]
  • Spezielle Produkte wie Alkohol, Tabakwaren und Parfüm unterliegen unabhängig vom Warenwert zusätzlichen Verbrauchsteuern [17]

Zudem ist seit dem 1. Juli 2021 für alle kommerziellen Sendungen eine elektronische Zollanmeldung verpflichtend [3]. Diese muss die genaue Art und den Wert der Waren ohne Berücksichtigung von Steuern und Zusatzkosten angeben [18].

Import-One-Stop-Shop (IOSS) nutzen

Der Import-One-Stop-Shop (IOSS) wurde als Teil der EU-Mehrwertsteuerreform eingeführt und stellt eine erhebliche Vereinfachung dar. Dieses elektronische Verfahren richtet sich an Unternehmen, die Waren mit einem Sachwert bis 150 Euro aus Drittländern an Privatpersonen in der EU verkaufen [1].

Die wichtigsten Vorteile des IOSS-Verfahrens:

  • Zentrale Registrierung in nur einem EU-Mitgliedstaat [19]
  • Vereinfachte monatliche Steueranmeldung [1]
  • Befreiung von der Einfuhrumsatzsteuer bei der Einfuhr [20]
  • Transparenz für Kunden durch Anzeige des Gesamtpreises inkl. Steuern [3]

Um am IOSS teilzunehmen, müssen Sie sich elektronisch beim Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) registrieren und erhalten eine individuelle IOSS-Identifikationsnummer [1]. Diese Nummer muss bei jeder Zollanmeldung angegeben werden, damit die Sendung von der Einfuhrumsatzsteuer befreit ist [20].

Nicht in der EU ansässige Unternehmer benötigen hingegen einen im Inland ansässigen Vertreter, der vertraglich bestellt und beim BZSt angezeigt werden muss [1]. Nach der Registrierung sind Sie verpflichtet, monatlich eine Steuererklärung einzureichen – selbst wenn keine relevanten Umsätze getätigt wurden [20].

Der Erfolg Ihres Cross-Border E-Commerce hängt maßgeblich davon ab, wie gut Sie diese steuerlichen und zollrechtlichen Anforderungen meistern. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesen Themen ist daher unerlässlich.

Logistik und Fulfillment international

Die effiziente Gestaltung der internationalen Logistik entscheidet maßgeblich über den Erfolg im Cross-Border E-Commerce. Versandzeiten, Kosten und Retourenlösungen beeinflussen direkt die Kundenzufriedenheit und somit Ihre Wettbewerbsfähigkeit auf ausländischen Märkten.

Versandoptionen und Speditionsauswahl

Die Wahl des richtigen Versanddienstleisters ist entscheidend für Ihren internationalen Erfolg. Beachten Sie dabei, dass Versandbedingungen, Zollregeln und Vorschriften von Land zu Land variieren. Internationale Sendungen bringen zudem besondere Herausforderungen mit sich:

  • Längere Transportzeiten durch größere Entfernungen und mehrere Paketdienste
  • Höhere Versandkosten aufgrund von Zöllen, Abgaben und Versandtarifen
  • Risiko von Verzögerungen durch Zollinspektionen oder andere Faktoren

Finden Sie die richtige Balance zwischen Kosten und Geschwindigkeit. Der Preis für ein grenzüberschreitendes Paket bei internationalen Versanddienstleistern liegt durchschnittlich zwischen 8 und 12 Euro [21]. Vergleichen Sie daher verschiedene Anbieter wie DHL, FedEx oder UPS, die spezielle Cross-Border-Lösungen anbieten und über umfangreiche Logistiknetze verfügen [22].

Strategische Lagerstandorte planen

Die kluge Wahl von Lagerstandorten kann Lieferzeiten verkürzen und Kosten reduzieren. Während die meisten Händler zunächst nach Lagern in ihrer Nähe suchen, ist es oft sinnvoller, Standorte in der Nähe der Zielmärkte zu wählen [23]. Vorteile lokaler Lagerhaltung:

Zunächst ermöglicht ein lokales Lager schnellere Lieferungen und bietet mehr Flexibilität bei der Zollabwicklung [4]. Darüber hinaus können durch kürzere Transportwege die Versandkosten erheblich gesenkt werden, da in der Versandlogistik die letzte Meile häufig die teuerste Leistung ist [24].

Allerdings sollten Sie Faktoren wie Anzahl der SKUs und Sendungsvolumen berücksichtigen. Je größer die relative Anzahl an Sendungen im Vergleich zu den SKUs, desto vorteilhafter ist eine dezentrale Lagerung [23]. Fulfillment-Dienstleister können hier eine sinnvolle Alternative sein, da sie die komplette Logistik vom Wareneingang bis zur Retoure übernehmen [25].

Internationales Retourenmanagement

Besonders herausfordernd im Cross-Border E-Commerce ist die Handhabung von Rücksendungen. Die Retourenquote in Großbritannien, der Schweiz und in Frankreich ist durchschnittlich halb so hoch wie in Deutschland [4], dennoch müssen effiziente Prozesse etabliert werden.

Folgende Strategien erleichtern das internationale Retourenmanagement:

Erstens können lokale Retourenzentren in Hauptmärkten die Kosten senken und den Prozess für Kunden vereinfachen [26]. Außerdem bieten klare und transparente Rückgaberichtlinien Orientierung und verringern Missverständnisse [26]. Schließlich kann die Automatisierung des Retourenprozesses durch spezielle Software die Bearbeitung beschleunigen und Bestände effizienter wieder auffüllen [26].

Beachten Sie, dass in der EU Kunden 14 Tage Zeit haben, Artikel zurückzusenden, während in anderen Regionen abweichende Regelungen gelten können [27]. Ein Retourenportal kann hierbei helfen, den Überblick zu behalten und den Kunden eine reibungslose Rückgabeabwicklung zu ermöglichen [27].

Kundenerlebnis über Grenzen hinweg

Der Schlüssel zum internationalen E-Commerce-Erfolg liegt nicht allein in der Auswahl der richtigen Märkte oder effizienten Logistik – entscheidend ist vor allem ein durchdachtes Kundenerlebnis, das kulturelle und regionale Besonderheiten berücksichtigt.

Shop-Lokalisierung und Sprachanpassungen

Eine mehrsprachige Website ist weit mehr als ein nettes Extra – sie ist geschäftskritisch. Studien zeigen, dass 72,1% der Verbraucher die meiste Zeit auf Websites in ihrer Muttersprache verbringen [11]. Tatsächlich geben 72,4% an, dass sie eher Produkte kaufen, wenn Informationen in ihrer eigenen Sprache vorliegen [11].

Für eine erfolgreiche Lokalisierung sollten Sie:

  • Produktbeschreibungen professionell übersetzen lassen
  • Preise in lokaler Währung anzeigen
  • Layouts und Designs an kulturelle Erwartungen anpassen
  • SEO-Strategien für lokale Suchanfragen optimieren

Allerdings reicht eine automatische Übersetzung selten aus. Für hochwertige Inhalte empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit Muttersprachlern, die zudem SEO-Kenntnisse haben.

Internationale Zahlungsmethoden

Die Bereitstellung beliebter lokaler Zahlungsmethoden ist entscheidend für die Conversion-Rate. Bis zu 72% der Online-Shopper brechen den Kaufprozess ab, wenn ihre bevorzugte Zahlungsart fehlt [9]. Deutsche Verbraucher bevorzugen beispielsweise Bankzahlungen und Wallets als sichere Optionen [28], während in Frankreich kartenbasierte Verfahren dominieren [28].

Beachtenswert ist, dass in asiatischen Märkten Mobile Payment weit verbreitet ist, während europäische Kunden häufig Ratenzahlung bevorzugen [29].

Kundenservice in verschiedenen Zeitzonen

Für international tätige Unternehmen ist ein durchdachter Kundenservice über Zeitzonen hinweg unverzichtbar [30]. Ein mehrsprachiges Support-Team, das verschiedene Zeitzonen abdeckt, stärkt das Kundenvertrauen nachhaltig [29].

Effektive Lösungen umfassen:

  • Chat-Funktionen für sofortige Hilfe
  • Selbsthilfe-Ressourcen in mehreren Sprachen
  • Automatisierte Antworten außerhalb der Geschäftszeiten
  • Transparente Kommunikation über Reaktionszeiten

Vertrauen in neuen Märkten aufbauen

Da internationale Kunden Ihre Marke oft noch nicht kennen [29], müssen Sie aktiv Vertrauen aufbauen. Vertrauen ist die Grundlage aller Verträge und kommerziellen Interaktionen [31].

Vertrauensfördernde Elemente sind:

  • Gütesiegel und Zertifizierungen, die für Sicherheit sorgen [6]
  • Kundenbewertungen als universelles Vertrauenselement [9]
  • Klare, transparente Informationen zu Datenschutz und Rückgabebedingungen [32]
  • Professionelle und schnelle Kommunikation [6]

Besonders wirksam sind dabei Logos oder Stimmen zufriedener Kunden, insbesondere wenn diese den Shop-Besuchern bekannt sind [6]. Letztendlich entscheidet der Vertrauensfaktor eindeutig über den Erfolg Ihres internationalen Online-Shops [6].

Schlussfolgerung

Zusammenfassend bietet Cross-Border E-Commerce deutschen Online-Händlern beachtliche Wachstumschancen. Die strategische Erschließung internationaler Märkte erfordert allerdings eine sorgfältige Vorbereitung und systematische Herangehensweise.

Besonders wichtig erscheint dabei die gründliche Marktanalyse vor dem internationalen Start. Rechtliche Rahmenbedingungen, steuerliche Aspekte sowie kulturelle Besonderheiten müssen frühzeitig berücksichtigt werden. Eine professionelle Logistik-Strategie und mehrsprachiger Kundenservice bilden das Fundament für nachhaltigen Erfolg.

Letztendlich entscheidet die Qualität des Kundenerlebnisses über den Erfolg im grenzüberschreitenden Online-Handel. Deutsche Händler sollten ihre Stärken wie Zuverlässigkeit und Qualität gezielt ausspielen und gleichzeitig lokale Marktgegebenheiten respektieren.

Die Expansion über Landesgrenzen hinweg mag anfangs komplex erscheinen. Mit der richtigen Vorbereitung und schrittweisen Umsetzung können jedoch auch kleinere Unternehmen vom wachsenden internationalen E-Commerce-Markt profitieren.

Referenzen

[1] – https://www.bzst.de/DE/Unternehmen/Umsatzsteuer/ImportOneStopShop/importonestopshop_node.html
[2] – https://international.bihk.de/fileadmin/eigene_dateien/auwi_bayern/eigene_dateien/Online_erfolgreich_im_Ausland/2022-02-17_BIHK-Kompendium_Vertrieb_final.pdf
[3] – https://eclear.com/de/artikel/sechs-monate-neue-eu-zollregelungen-─-herausforderung-fuer-handel-und-kunden/
[4] – https://www.ihk.de/blueprint/servlet/resource/blob/5839488/fa2c1def5bade032673dcea62c6785c1/internationaler-e-commerce-chancen-und-herausforderungen-aus-haendlersicht-data.pdf
[5] – https://www.mbi-geodata.com/de/kaufkraft/
[6] – https://www.markop.de/blog/trust-signale-im-e-commerce
[7] – https://www.webinterpret.com/de/blog/cross-border-e-commerce
[8] – https://www.webinterpret.com/de/blog/kulturelle-unterschiede-ecommerce-experteninterview
[9] – https://business.trustedshops.de/blog/lokalisierung-online-shop/
[10] – https://www.wigeogis.com/de/kaufkraftdaten
[11] – https://www.conveythis.com/de/cross-border-ecommerce-adapting-your-business-for-global-success
[12] – https://www.manager-magazin.de/hbm/vorsicht-beim-einstieg-in-fremde-maerkte-a-e6c93552-0002-0001-0000-000029861729
[13] – https://www.mollie.com/de/growth/cross-border-ecommerce
[14] – https://europa.eu/youreurope/business/taxation/vat/cross-border-vat/index_de.htm
[15] – https://www.ihk.de/chemnitz/international/zoll-und-bescheinigungsdienst/umsatzsteueraenderungen-onlinehandel-und-import-ab-juli-2021-5121850
[16] – https://www.zoll.de/DE/Unternehmen/Warenverkehr/Einfuhr-aus-einem-Nicht-EU-Staat/einfuhr-aus-einem-nicht-eu-staat_node.html
[17] – https://www.zoll.de/DE/Privatpersonen/Postsendungen-Internetbestellungen/Sendungen-aus-einem-Nicht-EU-Staat/Zoll-und-Steuern/Internetbestellungen/internetbestellungen_node.html
[18] – https://taxation-customs.ec.europa.eu/buying-goods-online-coming-non-european-union-country_de
[19] – https://stripe.com/at/resources/more/import-one-stop-shop-ioss
[20] – https://www.countx.com/post/ioss-einfach-erklaert-der-import-one-stop-shop
[21] – https://www.handelexperte.de/welche-herausforderungen-entstehen-durch-grenzuberschreitenden-e-commerce-in-der-logistik
[22] – https://www.fedex.com/de-de/shipping-channel/ecommerce/international-shipping.html
[23] – https://www.eshop-guide.de/blogs/shopify-deutschland/cross-border-fulfillment
[24] – https://omnipack.com/de/blog/warum-bieten-europaeische-online-haendler-keinen-cross-border-verkauf-an
[25] – https://fulfill.one/wachstum-des-internationalen-e-commerce-chancen-fuer-fulfillment-dienstleister/
[26] – https://www.fulfilmentcrowd.com/de/blog/das-eu-ecommerce-spielbuch-zur-überwindung-der-herausforderungen-bei-der-grenzüberschreitenden-erfüllung
[27] – https://www.sendcloud.de/internationale-retouren-tipps/
[28] – https://truelayer.com/de-de/berichte/so-zahlt-europa/zahlungsmethoden-in-europa-im-uberblick/
[29] – https://www.shopware.com/de/news/cross-border-ecommerce/
[30] – https://de.diabolocom.com/blog/24-7-support/
[31] – https://eye-tracking-education.com/vertrauensaufbau-im-e-commerce/
[32] – https://partner.easycredit.de/wissen/vertrauen-im-e-commerce-mit-trust-elementen-und-guetesiegeln/

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