Interview mit Benno Köber von Aaron

Seit 2019 bist Du Geschäftsleiter der erfolgreichen Fahrradzubehörmarke AARON. Was hat Dich damals dazu bewegt, genau dieses Team zu unterstützen? Erzähl uns etwas über eure Vision.

Als mir die Gründer Hans Mina und Marco Mitko die Vision von AARON vorstellten „die erfolgreichste Fahrradzubehörmarke auf Amazon zu werden“ musste ich anfangs schon schmunzeln, allerdings machte alles sehr schnell sehr viel Sinn, da die beiden jahrelange Erfahrung in den Kernbereichen mit sich bringen. Marco blickt auf 20 Jahre Erfahrung im Fahrradbusiness zurück und führt seinen eigenen Großhandel. Hans ist Mitgründer einer erfolgreichen Marketing Agentur. Die beiden hatten bei null angefangen und können ohne die Unterstützung von Investoren bereits beachtliche Zahlen vorweisen. Bis jetzt sind wir gemeinsam auf einem guten Weg – wir konnten in den letzten beiden Jahren unsere Umsätze jeweils verdoppeln und auch in das nächste Jahr blicken wir sehr optimistisch und wollen neben Deutschland auch auf den anderen Marktplätzen von Amazon in Europa, USA und Co. durchstarten.

AARON verkauft Produkte sowohl im eigenen Online Shop als auch auf dem Marktplatz-Giganten Amazon. Welche Vor- und Nachteile siehst du jeweils in den Verkaufsalternativen und was sind deine Key-Learnings?

 

Die Gefahr daran, nur auf Amazon zu setzen ist selbstverständlich die Abhängigkeit, in die man sich dadurch begibt. Dennoch ist es für viele Marken sehr verlockend eine Strategie zu verfolgen, die Amazon stark in den Fokus stellt, da die Plattform einen enormen Traffic aufweist und die Besucher meist eine starke Kaufabsicht verfolgen. Hinzu kommt, dass Amazon die Prozesse vor allem in der Logistik nahezu perfektioniert hat und es vor allem zu Beginn eine große Herausforderung ist dies selbst zu bewerkstelligen. Dennoch steht auch für uns ganz oben auf der Agenda, unseren Onlineshop auszubauen und weitere Vertriebskanäle zu erschließen, um dieser Abhängigkeit entgegenzuwirken.

Die Herausforderung beim Ausbau des Online Shops ist Traffic auf den Shop zu bringen und diesen Traffic zu konvertieren. Hier versuchen wir uns an erfolgreichen Shops zu orientieren.

Über andere Plattformen wie beispielsweise Ebay oder Otto ist es deutlich schwerer relevante Umsätze zu generieren, da diese von Haus aus weniger Besucher als der Marktplatzgigant Amazon aufweisen.

Wer Private Label Produkte auf Amazon verkaufen möchte, sieht sich häufig mit einer Vielzahl von Anleitungen, Tipps und Tricks konfrontiert. Welches Thema würdest du besonders ernst nehmen?

Um Amazon herum hat sich inzwischen ein eigenes Ökosystem gebildet, welches zahlreiche Anbieter mit Lösungsansätzen zu nahezu jeder Herausforderung des Marktplatzes beinhaltet. Doch auch mit Unterstützung dieser Dienstleister und allen Tipps und Tricks, die man sonst so im Netz findet – von seriösen und unseriösen Quellen – kommt man nicht daran vorbei, ein funktionierendes Produkt zu entwickeln, das die Ansprüche der Kunden bestmöglich erfüllt. Um dies zu bewerkstelligen, sollten Kundenrezensionen der Wettbewerbsprodukte sehr ernst genommen werden, da hier bereits in der Produktentwicklung erkannt werden kann, welche Fehler vermieden werden müssen und was sich Kunden von einem Produkt wünschen. Doch auch ein gutes Produkt alleine ist noch lange nicht genug. Die Sichtbarkeit eines Produkts und die Darstellung auf der Produktdetailseite sind die Kernthemen, die Seller auf Amazon meistern müssen.

Stehen die Produkte auf Amazon erst einmal zum Verkauf, fallen weitere Aufgaben an: Produktdetailseiten müssen optimiert werden und ggf. Amazon Sponsored Ads geschalten werden. Was sollten Seller dabei unbedingt beachten?

Viele Seller machen den Fehler und schalten Werbung, bevor die Produktdetailseite perfekt optimiert ist und geben so bereits zu Beginn eine Menge Geld aus. Die Kunden klicken zwar auf die Werbeanzeigen, konvertieren allerdings anschließend nicht, da sie auf der Produktdetailseite nicht die gewünschten Informationen finden.

Bevor in Werbemaßnahmen auf Amazon investiert wird, müssen deshalb die Hausaufgaben auf der Produktdetailseite gemacht werden. Hierbei sollte man sein Augenmerk besonders auf aussagekräftige Produktbilder und A+Content legen, da Kunden nach leicht zugänglichen Informationen suchen und keine Romane lesen wollen.

Höhere Markenaffinität, mehr Traffic sowie die Möglichkeit zur Bereitstellung von umfangreicheren Inhalten – von diesen und weitere Vorteile können Seller bei der Verwendung eines Amazon Brand Stores profitieren. Was sollten Seller dabei unbedingt beachten und welche Vorteile siehst du als besonders wichtig an?

Die Brand Stores bieten die Möglichkeit, eine Marke auf Amazon vorzustellen und die gesamte Produktpalette übersichtlich zu präsentieren. Neben der Produktpräsentation sollten hier weitere Informationen über die Marke und das Unternehmen dahinter zu finden sein, sowie die zu vermittelnde Markenbotschaft zum Kunden transportiert werden. Marken sollten versuchen, eine Beziehung zu den Kunden aufzubauen, indem sie ihre Geschichte dahinter erzählen und den Kunden somit abholen und in ihre Markenwelt mitnehmen. Bis vor kurzem war es für Seller kaum möglich Brand Building auf Amazon zu betreiben, doch durch A+Content und die Brand Stores gibt es nun die Möglichkeit, sich seiner Zielgruppe zu präsentieren.

Anfang diesen Jahres hast du das Buch “Amazon für Entscheider: Strategieentwicklung, Implementierung und Fallstudien für Hersteller und Händler” veröffentlicht. Das Buch unterstützt Hersteller und Händler darin, die für sie richtige Amazon-Marktplatz-Strategie zu entwickeln. Hast du Tipps, welche Leser sofort umsetzen können, um das Amazon-Ecosystem effektiv zu nutzen und Verkaufsstrategien erfolgreich umzusetzen?

Wie der gesamte E-Commerce ist auch der Verkauf von Produkten auf Amazon sehr dynamisch und es kommen ständig neue Möglichkeiten hinzu, seine Produkte optimal in Szene zu setzen oder zu bewerben. Einer der wichtigsten Punkte, den wir uns auch bei AARON auf die Fahne geschrieben haben, ist, alle neuen Möglichkeiten die uns Amazon bietet sofort zu testen. Auch wenn die Neuerung im ersten Schritt nicht sofort perfekt umgesetzt wird, ist es unserer Meinung nach besser, fehlerhaft begonnen zu haben und nach und nach zu optimieren als alles perfekt machen zu wollen und dadurch wertvolle Zeit zu verlieren.

Es ist stark davon auszugehen, dass der Umsatzanteil von Amazon am gesamte E-Commerce Markt in Zukunft noch mehr zunehmen wird, deswegen sollte die Strategie in erster Linie beinhalten, dass man auf Amazon mit einem optimierten Auftritt vertreten ist und diesen Marktplatz nicht stiefmütterlich behandelt, wie es immer noch manche – auch etablierte – Brands tun.

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